Georg Petel, zugeschrieben

Weilheim 1601/2–1634 Augsburg, zugeschrieben

Kruzifixus

Buchsbaum, Höhe: 29,8 cm, Breite: 22,4 cm

Christus, dargestellt als “Christo vivo”, neigt den Kopf mit weit geöffneten Augen nach rechts oben. Der Körper ist drahtig und sehr naturalistisch gestaltet. Es ist spürbar, wie Christus mit seinem ganzen Körpergewicht am Kreuz hängt.

Aufgrund der engen stilistischen Merkmale mit einem Elfenbeinkrufixus Petels aus der Sammlung Würth stellen wir die beiden Werke im Folgenden gegenüber: Grundsätzlich ist dabei zu bemerken, dass das härtere Buchsbaumholz gegenüber dem Elfenbein schwieriger zu bearbeiten ist. Trotzdem sind die stilistischen Übereinstimmungen offenbar. Die Körper sind mit derselben Feinheit modelliert und weisen vergleichbare Merkmale auf, wie die Haltung des gestreckten Körpers in der Seitenansicht, die nahezu übereinstimmende Modellierung der Rückenmuskulatur, der expressive Blick nach oben, den geöffneten Mund. Die asymmetrisch schräg nach oben gestreckten Arme zeigen an Ellenbogen und Händen ähnliche Hautfalten und die Venen zeichnen sich an den Armen, Beinen und am Hals ab.

Analogien bestehen zu einem weiteren Werk Georg Petels, der Geißelungsgruppe im Bayerischen Nationalmuseum in München. Petel hat hier neben Elfenbein auch Holz verwendet. Dadurch differenziert er in der Ansicht die beiden aus Birnbaumholz geschnitzten Schergen effektvoll von dem aus Elfenbein geschnitzten Corpus Christi. Die feine, schmalgratige Fältelung der Hemden der Schergen entsprechen exakt den Falten am Lendentuch Christi.

Deutscher Vasari

TEUTSCHE ACADEMIE, KUNSTTHEORIE

Joachim von Sandrart, 1608 in Frankfurt geboren und 1688 in Nürnberg gestorben, war Maler und Kupferstecher. Berühmt wurde er aber vor allem als Verfasser der „Teutschen Academie der Edlen Bau-, Bild – und Mahlerey-Künste“, der ersten kunsttheoretischen Schrift in deutscher Sprache. Es erschien in mehreren Teilen zwischen 1675 und 1679. Unterstützt wurde Sandrart von seinem Neffen Jacob von Sandrart und dem Dichter Sigmund von Birken. In der „Teutschen Academie“ rühmt er besonders den jung verstorbenen Bildhauer Georg Petel, dessen Mobilität und früher Tod für das Schicksal eines Künstlers dieser Zeit wohl charakteristisch waren.

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Weilheim

OBERBAYERN, GEBURTSORT PETELS

Georg Petel hat in seinem kurzen Leben einen weiten Weg durchschritten. Geboren 1601/02 in Weilheim/Oberbayern als Sohn des Kunstschreiners Clement Petel, verlor der kleine Georg früh seine Eltern. Vormund war der ortsansässige Bildschnitzer Bartholomäus Steinle, Vertreter der „Weilheimer Bildhauerschule“, in dessen Werkstatt sich Petels Talent entwickelte. Bei Christoph Angermair in München sollte der äußerst talentierte Lehrling das Schnitzen in Elfenbein erlernen. Von der bayrischen Residenzstadt aus reiste Georg Petel zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges nach Antwerpen, wo er mit Peter Paul Rubens zusammentraf. Über Paris setzte er seinen Weg nach Rom und Genua fort. Erst 1624 kehrte Petel als berühmter und begehrter Künstler nach Deutschland zurück und ließ sich in der Freien Reichsstadt Augsburg nieder. Eine schöne europäische Karriere, der leider Georg Petels Tod, wohl während der Kriegswirren im Jahr 1634, ein frühes Ende setzte.

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Das Kreuz

LEBENSZEICHEN, SIEBEN SAKRAMENTE

Das Kreuz ist das wichtigste Zeichen des Christentums und sein Erkennungszeichen. Als „Kreuzzeichen“ bestimmt seine Form auch den Segensgestus. Einerseits Leidenswerkzeug (Kreuzigung), ist das Kreuz doch vor allem in der Überwindung des Todes durch das Leben ein Zeichen des Triumphs. Durch diese zentrale Bedeutung ist die Darstellung des gekreuzigten Christus (Kruzifix) in der christlichen Kunst wichtigstes Bildthema. Interessant ist, dass das Kreuzzeichen bereits vorchristlich belegt ist. So ist das altägyptische „Anch“ ein Symbol, das für das Weiterleben im Jenseits steht. Das hebräische Tau-Zeichen (T), letzter Buchstabe des hebräischen Alphabets, ließ Gott durch seine Engel als Schutzzeichen auf die Stirn aller „Getreuen Gottes“ zeichnen. Es fand im frühen Christentum dann weiter Verehrung als Heilszeichen, weil seine Form an das Kreuz Christi erinnerte. Das „Tau“ war übrigens der Lieblingsbuchstabe des Heiligen Franz von Assisi.

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