Wie schön sie fliegen, wie leicht sie scheinen, die beiden kleinen Mädchen, ungeachtet ihres Alters von doch bald 260 Jahren! Kunstvolle Frisuren, mit Bändern gehalten, schmücken die pausbäckigen Kinderköpfe. Die Köpfe sind geneigt, der Blick aus schräg gestellten, fast geschlossenen Augenliedern ist auf Untersicht angelegt. Anatomisch genau bildet Ignaz Günther, der führende Künstler seiner Zeit in München, den rundlichen Körper eines kleinen Kindes ab. Vielleicht haben ihn seine eigenen Kinder, neun an der Zahl, inspiriert? Vorstellen könnte man sich´s, so lebensecht scheinen die beiden kleinen Damen. Den Putten darf das wichtigste Attribut, die Flügel, natürlich nicht fehlen: Zugegeben sind die Federn sehr feingliedrig ausgeführt, jedoch mehr dekoratives Zitat als wirkliche Flughilfe.
Welche Kirche schmückten die beiden reizenden kleinen, himmlischen Wesen? Vergleiche mit anderen Engeln des süddeutschen Meisters legen die Anbringung an einem Altar oder auch an eine Kanzel nahe. Putten, deren Köpfchen mit Bändern und Blumen geschmückt sind, finden sich häufig im Werk von Günther.