Ferdinand Tietz

Holtschitz 1708 – 1777 Seehof

Die Göttin Ceres, Allegorie des Sommers

Lindenholz, Höhe 30 cm

Unweit der Stadt Bamberg befindet sich die ehemalige fürstbischöfliche Sommerresidenz, das schöne Sommerschloss Seehof. Es ist ein eindrucksvolles Zeugnis der einst so repräsentativen Hofführung des Bistums und gleichzeitig künstlerisches Vermächtnis eines der großen süddeutschen Rokoko-Künstler namens Ferdinand Tietz, der eigentlich Böhme war.

Der erfolgreiche Bildhauer kommt in Holtschitz im Jahr 1708 als Ferdinand Dietz zur Welt, später wird er seinen Familiennamen zu „Tietz“ ändern. Ferdinand entstammt einem handwerklichen Milieu, bereits sein Vater war Bildhauer und unterhielt eine Werkstatt in Eisenberg. Über das erste Drittel seines Lebens gibt es keine biographischen Zeugnisse. Ein Aufenthalt in Wien, wo er den Bildhauer Johann Wolfgang von der Auwera (1708-1756) traf, ist durch stilistische Parallelen wahrscheinlich. Erst im Jahr 1736, mit 28 Jahren, lässt sich der Künstler wieder archivalisch greifen. Er arbeitet unter Balthasar Neumann (1687-1753) am großen Bauvorhaben der Würzburger Residenz, wie Baurechnungen belegen.

Johann Philipp Anton von Franckenstein (1695-1753), Fürstbischof von Bamberg, ruft Tietz 1747 nach Bamberg und beauftragt ihn mit einem umfangreichen Figurenprogramm im Park von Schloss Seehof. Dieses Projekt ist der gestalterische Höhepunkt der Gesamtanlage und bedeutet für Tietz den künstlerischen Durchbruch. Circa 400 virtuos bewegte, spielerisch-ausgelassene, kraftvoll plastisch gearbeitete Figuren fertigt der 1748 zum Hofbildhauer ernannte Bildhauer mit seiner Werkstatt. Sie verschaffen dem Künstler überregionale Berühmtheit.

1754 wird Tietz von Fürstbischof Franz Georg von Schönborn (1682-1756) nach Trier berufen und kehrt erst im Jahr 1760 nach Bamberg zurück, wo mittlerweile aufgrund einer Amtsvakanz Adam Friedrich von Seinsheim (1708-1779), Fürstbischof von Würzburg, auch das fürstbischöfliche Amt in Bamberg übernommen hat. 1765 gibt von Seinsheim Tietz den Auftrag, den Hofgarten in Veitshöchheim bei Würzburg neu anzulegen.

1767 wird Ferdinand Tietz auch zum Würzburger Hofbildhauer ernannt. Allerdings erhält er nach Abschluss der Projekte in Würzburg und Bamberg keine nennenswerten Aufträge mehr. Sein spielerischer, dem Zeitgeist des Rokoko entsprechender Stil entspricht nicht mehr der nüchtern, strenger werdenden Kunstauffassung. 1777 stirbt Tietz im Alter von 69 Jahren in Seehof bei Bamberg.

Die Göttin Ceres

ACKERBAU UND FRUCHTBARKEIT, BEI DEN RÖMERN BELIEBT

Ceres, Tochter der römischen Götter Saturnus und Ops, ist die Schutzherrin des Ackerbaus. Attribute sind vor allem Früchte und die Ährengarbe. Bereits im 5. Jahrhundert entstand in Rom zwischen Circus Maximus und Aventin ein Tempel, wo ihr gehuldigt wurde. Vor der jährlichen Aussaat brachte man Ceres ein öffentliches Opfer dar. Cato berichtete, dass Ceres besonders von der ländlichen Bevölkerung stark verehrt wurde; beim Tode eines Familienmitglieds wurde ihr zu Ehren ein Tieropfer dargebracht und danach in der Gemeinschaft verzehrt.

Gemeinfrei, Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International.

Ein Asteroid

ODER ZWERGPLANET, GIUSEPPE PIAZZI

Ceres heißt die römische Göttin der Fruchtbarkeit, aber auch ein Asteroid. Mit einem Äquatordurchmesser von ca. 960 km ist Ceres zwar der kleinste Himmelskörper, aber der größte im Asteroidengürtel zwischen den Planetenbahnen von Mars und Jupiter. 1801 entdeckte Giuseppe Piazzi, ein katholischer Priester, Astronom und Mathematiker, an der Sternwarte in Palermo den kleinen Planeten und benannte ihn nach der römischen Göttin.

Abbildung: gemeinfrei

Rokokogärten

TRAUMGEBILDE, MÄRCHENWELT

Der Hofgarten von Veitshöchheim gehört zu den wenigen Beispielen barocker Gartenlust, die bis in unsere Gegenwart überlebt haben. Eine künstliche Märchenwelt verzaubert den Besucher und führt ihn in phantastische Traumwelten. Ferdinand Tietz hat für Veitshöchheim ein barockes Bildprogramm entworfen, das fast 300 Statuen umfasste. Antike Götter, Allegorien oder Tierdarstellungen bevölkern auch heute noch in großer Zahl die nach streng geometrischen Formen überformte Natur und laden den heutigen Besucher ein, sich auf eine Zeitreise zu begeben.

GNU Free Documentation License

Detailliertes Dossier anfordern